Wasserzeichen

Der "große Rechner" verlässt das Leibniz

Studiendirektor Gerhard Gerber, stellvertretender Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums, in den Ruhestand verabschiedet

Bericht von Doris Pohmer

Verabschiedung Herr Gerber 10/2003Mit seinem Abschied geht eine Ära am Leibniz-Gymnasium zu Ende: Studiendirektor Gerhard Gerber, 26 Jahre lang stellvertretender Schulleiter, geht in den Ruhestand. Bei einer Verabschiedung in kleinem Kreise im Cafe Neufferpark, so wie es sich der angehende Pensionär gewünscht hatte, würdigte Schulleiter Ernst-Dieter Herr die Lebensleistung von Gerhard Gerber, der als Pädagoge in verantwortlicher Position das Gesicht und das Ansehen des Leibniz-Gymnasiums viele Jahre lang geprägt hat.

Am 6. Juni 1940 während der Zeit der Evakuierung in Würzburg geboren und damit "automatisch im Besitz der bayrischen Staatsbürgerschaft", so Gerber, verbrachte er 44 Jahre seines Lebens am Leibniz-Gymnasium, in das er 1950 als Schüler eintrat, damals war die Schule aufgrund der Kriegsfolgen noch in der Schuhfachschule untergebracht. Nach dem Abitur studierte er in Mainz die Fächer Mathematik und Physik und kam nach Staatsexamen und dem Referendariat in Speyer im Jahr 1968 wieder an seine alte Schule zurück. Dort wurde er bereits nach vier Jahren zum Studiendirektor befördert und war damit einer der jüngsten im Land. Ab 1976 hätte er ein besonders großes Türschild gebraucht, so witzelten seine Kollegen, denn ab dann lautete seine offizielle Funktionsbezeichnung im schönsten Amtsdeutsch "Studiendirektor als der ständige Vertreter des Schulleiters eines voll ausgebauten Gymnasiums mit mehr als 360 Schülern".

Ernst-Dieter Herr dankte Gerhard Gerber für sieben Jahre guter und reibungsloser Zusammenarbeit, für seine Unterstützung, seinen Rat, seine Loyalität und seinen Einsatz: "Wir waren ein Team, in dem jeder von beiden genau wusste, welche Aufgaben er zu bewältigen hatte". Und Gerhard Gerber hatte keine einfachen Aufgaben zu bewältigen, nämlich die Erstellung des Stundenplans, die ihn außer Nerven auch viel seiner Ferienzeit kostete, die tägliche Arbeit am Vertretungsplan, Entwicklung und Aufbau von Schülerpersonallisten und Schülerdatei per Computer und vieles mehr. Seinen Schülern bot er neben einem ausgezeichneten Unterricht auch viel Verständnis und Gesprächsbereitschaft, für manches ihrer Probleme galt der Satz: "Frag mal den Herrn Gerber!"

Der Naturwissenschaftler Gerhard Gerber begann seine Begrüßungs- und Abschiedsrede mit einem augenzwinkernd an seinen Chef gerichteten Zitat aus einem Rilke-Gedicht "Herr, es ist Zeit....". Er habe seinen Antrag auf vorzeitige Versetzung in den Ruhestand mit gemischten Gefühlen gesehen, aber inzwischen sei, ob der Aussicht auf Zeit und Muße, "das weinende Auge dabei zu trocknen". Er habe 35 Jahre am Leibniz mit Schulleitern , Kollegen und Personal kreativ und kooperativ gearbeitet und wolle sich jetzt nicht für immer verabschieden, sondern "Auf Wiedersehen" sagen, um bei Veranstaltungen und besonderen Anlässen wieder in den Kreis der Leibnizianer zurückzukehren. Gerber dankte besonders seiner Familie "als Basis der beruflichen Tätigkeit", seiner Frau Ursula für ihre Unterstützung, seinen beiden Söhnen, "die nun ein eventuelles Übermaß an Freizeit im Ruhestand mit Leben erfüllen werden" und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn Sohn Christian und Frau Anja haben baldige Großvaterfreuden für ihn bereit. Gerhard Gerber wünschte seinen Lehrerkollegen für die Zukunft "Kraft, Ausdauer und Stehvermögen in einem nicht leichten Beruf um in harmonischer Zusammenarbeit die Leibnizqualität zu erhalten".

Der Vorsitzende des Personalrates der Schule, Dr. Georg Theysohn, verwies in humorvoller Weise darauf, dass "Zauberkünstler", wie Schulleiter manchmal sein müssten, oft einen unentbehrlichen Ratgeber hätten, der hie und da in Gestalt eines Raben dargestellt würde. "Der Ratgeber bleibt eher im Hintergrund, es genügt ihm, aus unangreifbarer Position die Geschicke des Hauses mit zu lenken." Damit war der Bezug hergestellt zum Abschiedsgeschenk des Kollegiums an seinen stellvertretenden Schulleiter, eine Radierung des Pfälzer Künstlers Armin Hott mit dem Titel "Der große Rechner", das einen von dessen bekannten Raben zeigt, der auf einer großen Rechenmaschine sitzend "gutmütig, wehrhaft und versöhnlich seinen Standort verteidigt". Dr. Theysohn verknüpfte damit noch einmal den Dank des Kollegiums an seinen "großen Rechner", der immer ansprechbar, freundlich und hilfsbereit gewesen sei und ein geordnetes Haus hinterlassen habe.

Neun Schulleiter hat Gerhard Gerber während seiner Tätigkeit am Leibniz erlebt, er selbst strebte nie nach diesen höheren Weihen, obwohl sie ihm oft angetragen wurden. Zu seiner Verabschiedung waren auch die beiden Amtsvorgänger des jetzigen Schulleiters Ernst-Dieter Herr gekommen. Günther Hessing dankte für 15 Jahre guter Zusammenarbeit, Erich Hermann für sechseinhalb Jahre der Loyalität und Arbeitsfreude, er gab ein paar gute Ratschläge für das Verhalten als Pensionär und malte gar Vorteile für die ganze Stadt aus: "Wenn Gerhard Gerber als Pensionär so aktiv bleibt wie er als Schulmann war, wird Pirmasens bald wieder aufblühen!"

An Anregungen wird es Gerhard Gerber nicht fehlen, seine Familie und seine vielen Interessen wie Haus, Garten, Musik, Fotografie und Sport werden ihm helfen, seinen Ruhestand zu gestalten. So war seine Reaktion auf die vielen verbalen Lorbeeren auch nicht ganz ernst gemeint : "Wenn ich gewusst hätte, dass ich so unersetzlich bin, hätte ich mir das mit dem vorzeitigen Ruhestand noch mal überlegt!"