Wasserzeichen

11.03.05: Nach 50 Jahren an die alte Schule: Ehemalige Abiturienten am Leibniz

Ein Bericht von Doris Pohmer.

Gerade verlassen die frischgebackenen Abiturienten des Jahres 2005 des Leibniz-Gymnasiums ihre Schule, 50 Jahre nach ihrem Abitur dagegen zog es die Absolventen des Jahrgangs 1955 wieder zurück an die Stätte ihrer Schulzeit.

Begleitet von überwiegend positiven Erinnerungen und vielen Anekdoten trafen sie sich, um ein Wiedersehen zu feiern. "Wer vom Ziel nichts weiß, kann den Weg nicht haben", dieses Motto hatte ihnen bei ihrer Verabschiedung der damalige Schulleiter, Oberstudiendirektor Blümlein, mit auf den Weg gegeben. Jetzt führte 11 der damals 14 Abiturienten dieser Weg wieder an das Leibniz-Gymnasium, wo sie Oberstudiendirektor Ernst-Dieter Herr herzlich willkommen hieß.

Abitur 1955  3/2005

Die Teilnehmer am Jubiläumstreffen waren: Willi Bohl, Dr. Dieter Dreyer, Lothar Guhl, Siegfried Hennemann, Walter Huber, Erich Karb, Claus Keil, Gerhard Kuntz, Robert Klaus, Heinz Theobald und Fritz Thies. Oben links Schulleiter Ernst-Dieter Herr

Die nunmehr gestandenen Herren, die zum Teil von weit her angereist waren, gehören zu einem Jahrgang, der nach Kriegsende unter schwierigen Umständen in die damalige Oberrealschule (später Naturwissenschaftliches Gymnasium) eintrat, insgesamt waren es 120 Sextaner, von denen schließlich 14 junge Männer die Reifeprüfung im Provisorium der Schuhfachschule ablegten. "Dort roch es immer sehr nach Leder", erinnert sich einer der Jubilare.

Auch die damaligen Abiturthemen in Deutsch sind noch im Gedächtnis präsent:
Erstes Thema: "Ist das Leben des Menschen durch die großen Fortschritte der Naturwissenschaften erhöht worden?"
Zweites Thema: "Welche Dichtung Ihrer Privatlektüre hat Ihnen besonders gefallen und worin lag für Sie der Reiz?" und das dritte Thema:
"Halten Sie es für richtig, dass klassische Dichtungen heute noch gelesen und aufgeführt werden?"

Der naturwissenschaftlichen Tradition gemäß hatten sich immerhin acht Schüler für das erste Thema entschieden. Auch damals hatte die Pirmasenser Zeitung die Abi-Themen veröffentlich und der Verfasser des Artikels Julius Ganser kommentierte optimistisch: "Soweit das grundsätzliche Vermögen zum Schreiben eines ordentlichen Aufsatzes vorhanden war, dürfte deshalb kaum etwas schiefgegangen sein". Keine einfache Aufgabe stellte für die Prüflinge das Englisch-Abitur dar, war man doch in der französischen Zone auf das französische Abi eingestellt und musste sich mit einer englischen Nacherzählung abmühen, aber auch dies wurde bewältigt. "Wir haben vorher englische Bücher gelesen und dann im Stil von "Vom Winde verweht" geschrieben!" Amüsiert erinnern sich die ehemaligen Abiturienten an Einzelheiten ihrer Schulzeit, als man die Lehrer noch "Herr Professor" nannte und die Herausgabe von Klassenarbeiten Theateraufführungen glich, mit dramatischer Spannung, Höhepunkt und manchmal auch einer Katastrophe. Besonderer Wert wurde auch auf die Rechtschreibung gelegt, mit nur einem orthographischen Fehler gab es gleich eine Note schlechter. Nachhaltig ist natürlich auch die Erinnerung an einen Streich, bei dem man nachts in die Schule eingestiegen war und aus dem Biologiesaal alle ausgestopften Tiere und das Skelett herausgeräumt hatte und den Flur damit dekorierte.

Sehr angetan zeigten sich die ehemaligen Abiturienten vom heutigen Unterrichtsgeschehen am Leibniz. Sie hatten die Möglichkeit an einer Unterrichtsstunde der Jahrgangsstufe 11 teilzunehmen und waren beeindruckt von Niveau des Unterrichts und der Leistungsbereitschaft der Schüler. Bewegt von ihrem Ausflug in die schulische Vergangenheit bedankten sie sich bei Schulleiter Ernst-Dieter Herr für die freundliche Aufnahme und den Einblick in das heutige Leibniz.

Der jedoch hatte noch eine besondere Überraschung bereit: Bei der Abschlussfeier für die Abiturienten 2005 gab es noch eine Urkunde für die anwesenden Jubilare und Ernst-Dieter Herr konnte noch einen absolut einzigartigen Leistungskurs auf die Bühne bitten:
die Abiturienten des Jahrgangs 1955!