05./06.10.16: Theater "Der Widerspenstigen Zähmung"
Bericht: Herr Faul Fotos: Lukas Schön, Herr Faul, Herr Mohr
Am Mittwoch- und Donnerstagabend (5./6.10.) präsentierte das Ensemble Thalia-„Großes Schauspiel" des Leibniz-Gymnasiums Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung". Ungewohnt fand sich das Publikum als Rundarena, in dessen Mitte die Spieler agierten. Das konventionelle Guckkastenformat wurde durchbrochen und führte dazu, dass die Zuschauer eine intensive Wahrnehmung der Szenerien erlebten. Es erklärt sich von selbst, dass daher konsequent auf Bühnenbilder verzichtet wurde. Zugleich entfiel jede Art der Kostümierung, alle Akteure trugen weiße T-Shirts, lediglich auf deren Rückseite war der Name der Spielfigur zu lesen. Da alle männlichen Schauspieler weibliche Figurennamen trugen (und umgekehrt), unterstrich dieses Mittel umso mehr das Spiel im Spiel, das sich so oft bei Shakespeares Dramen findet. Dieser Kniff erzeugte zusätzlich eine konsequente Konzentration beim Betrachter auf das gesprochene Wort. Und es lohnte sich: Die bildmächtige Sprache Shakespeares kam hervorragend zur Geltung.
Besonders Erik Bahne als widerspenstige Katharina im Streitgespräch mit dem werbenden Petruchio - sehr präsent gespielt von Julia Knecht – gelang es pointiert, die bekannten Beleidigungs- oder Lobkaskaden fallen zu lassen. Insbesondere Katharinas bekannter Schlussmonolog über die Tugendhaftigkeit der Frau wurde mit viel Witz vorgetragen und erzielte größte Heiterkeit beim Publikum.
Routiniert warb Lucentio (Daniela Wüstemann) um die gelassen gespielte Bianka (Timo Bauer). Petruchios Diener Grumio (Nadine Gegenfurtner) und Clara (David Kölsch, der zudem weitere kleine Nebenrollen übernahm) sekundierten beim Werben, während Gremio (Saskia Seidenschnur) und Hortensio (Charlotte Volkemer) ebenfalls versuchten, bei Bianka Gehör zu finden. In weiteren Rollen agierten souverän Michelle Zwipf (ein Magister), Shun Jie Yan (Lucentios Diener), Henry Dury als launiger Christoph Schlau, Patrick Weber als Page und Joel Wölker als Baptista. Da das Original um einige kleine Szenen gekürzt wurde, führte Daniel Gut als kommentierender und raffender Theatermacher durch den Abend.